Die Quetta Geschichte *340 km
Tag 1:
Um 6 Uhr ging es pünktlich los. Erster Checkpoint der x-zähligen. Im führenden Fahrzeug der Herr vom Vorabend mit den tollen Kleidern als Fahrzeugführer. Führendes Fahrzeug hält an, wir schon gewohnt:
- Seitenständer raus,
- Sicheren Stand suchen,
- Passport in der Jacke suchen,
- Im Gedanken Namen, Vaternamen, Kennzeichen zurecht biegen
- Im Gedanken Wasser aus der Tasche friemeln
- Fotografiert zu werden
Aber nein, es kam:
- Winkende Hand aus dem Fenster
- Bleibt wo ihr seid
- Zettel aus dem Fenster zum Checkpoint
- Weiterfahren
Endlich haben wir mal einen Cleveren erwischt. Er war zwar Militär, aber mehr Geschäftsmann. Geil, so gingen die 130 km durch die Wüste dahin. Am Mittag vom Vortag fragte er uns noch: „How fast you can drive“ Naja, bei diesen Straßen, konnte man locker 120 KM/h fahren und schneller. Zum Glück sagten wir: „Oh, das hängt davon ab. 90 KM/h und schneller wäre schön.“ Da wir bislang mit 60 KM/h und knapp drüber gequält wurden wie die Lemminge im Laufrad. Wir wussten noch nicht die Straßenverhältnisse. Es wurde zu unserem besten Straßenabschnitt, welchen wir in der kompletten Eskorte fahren durften. Das aus mehreren Gründen. Wir musste keine Passports mehr zeigen, da fertige Zettel aus dem Fenster gereicht wurden. Wir sind mit 80, 90, 100 KM/h durch die Wüste, wortwörtlich gehämmert, als gäbe es keine Morgensonne mehr. Es waren Straßen, da fährt ein normaler keine 80 KM/h. Leider keine Bilder. Wüstensand cm dick über die Straße. Straßenlöcher, so groß wie der Asphalt durch die Witterungsbedingen nur wegbrechen kann. Und unser Chef ballert hier mit seinem Toyota Heilux mit Arm aus dem Fenster in Richtung Frühstück. Unser Slowene hatte peu a peu Abstand gehalten, da es einfach zu schnell war. Endlich mal im Stehen durch die Wüste hämmern. Glücksgefühle kamen auf, einfach nur geil bis die Buchse weiß wurde. Ich lernte ihn zu lieben und später zu vermissen.
Demotivation, Frustration in vollen Zügen:
Das Frühstück durften wir natürlich für alle seiner Angestellten bezahlen. Wir tauschten das Führungsfahrzeug, Fahrer und die Scheisse vom Vortag begann von vorne. 50 KM/h, 60 KM/h maximal 10 mehr. Es war einfach so zermürbend. Das war pakistanische Folter höchsten Grades. Jeden Einzelnen fragte ich: „NOC, QUETTA, IS IT POSSIBLE?!?!?!“ Entweder kam zurück „äh, no english, no english“ oder „Yes Yes, of course“.
In Quetta angekommen, fiel der Hammer, diesmal nicht nur für mich, sondern für alle.
NOC? – „nein, heute nicht mehr“ „ja, ja, aber morgen gelle?“ „Nö, morgen ist 1. Mai und Feiertag, da geht nichts“. Meine einzige Reaktion war schlicht weg, Kopf nach unten. Ich hatte keine Energie mehr und wollte einfach nicht mehr diskutieren. Die Kraft war schlicht weg am Ende. Die letzten 1000 und mehr KM hämmerten wir ab, um einfach den scheiß chinesischen Pass rechtzeitig zu erreichen. Belujisten ist einfach eine andere Rechnung. Ich habe meinen Sauerländer noch nie so sauer gesehen. Das erste Mal, auf der kompletten Reise, bzw. seitdem ich ihn kenne, wurde er aktiv und voller Emotionen. Als er die Nachricht erfuhr ging sein 2 Meter Körper über die Hotelrezeption mit weit geöffneten Augen: „WIR FRAGTEN DEN GANZEN TAG NACH NOC-ANTRAG – JETZT SIND WIR HIER UND SIE SAGEN NEIN – IST DAS IHR ERNST“. Ich versuchte die Assi-Tour und winkte mit 50 $ am Tresen und fragte: „Kennen Sie nicht Freunde, welche gute Freunde haben?“ – funktionierte nicht. Er meinte schlicht, dass mehr als 7 Ämter diesen Antrag bestätigen müssten und wenn hier ein Fakeantrag durchging, sei er in einer schlechten Position und das könne er nicht machen.
Wir waren mit allem durch, aber sowas von.
Ende, Aus, Feierabend. Demotiviert, frustriert, zermürbt, am Boden zerstört gingen wir alle drei (Slovene, Sauerländer, ich) in Richtung Zimmer. Wir waren bedient.
Aufheiterung:
Wir trafen vier Biker aus Moscow, Russland. Beste Motivation, Aufmunterung Kontakt auf der ganzen Fahrt bislang. Wir tauschen Erfahrungen aus, Whisky, Kontakte, Hotspots, Sprache und alles was es binnen kürzester Zeit möglich war.
Instagram: motoslonrus
russisch: slon – Elephant
Vl. Geht mein Traum doch noch in Erfüllung: „Vladivostok“ Schauen wir mal was Material macht. Aktuell ist einfach Kette das Problem. Diese scheiss Regina Kette…..
Tag 2 – Selbstorganisation:
Es blieb uns nichts anderes übrig, als die Situation so zu nehmen wie sie ist. Ändern konnten wir eh nichts. Also hieß es Material wieder in Schuss bekommen und organisieren. Somit haben wir versucht den Benzinkanister zu flicken. Der ist mir bei dem Gehämmer durch die Wüste links weggeknallt.
Leider erfolglos. Wäscheleine haben wir quer durch das Zimmer gespannt und erst einmal alle Klamotten durchgewaschen. So blöd wie es klingt, aber 3 Tage warten und kaum Bilder gemacht.
Durch unsere russische Bekanntschaft (Alexey und seine Freunde) haben wir einen Kontakt zum Schwarzmarkt herstellen können. Genial. Der Kollege hat uns für einen guten Kurs dann Dollar in pakistanische Währung tauschen können. Weiterhin hat er uns Vodka als auch Whisky besorgt. Man konnte es eigentlich auch einfach Fusel nennen, welche die Farbe des gewünschten Getränkes angenommen hat. Unsere Sehkräfte sind weiterhin vorhanden, halbwegs.
Tag 3 – NOC:
Am Morgen hat sich eine Gruppe gebildet aus zwei weiteren Deutschen, uns drei, zwei türkische Biker und zwei pakistanische Familien aus England angereist. Alle benötigen das NOC.
Endlich ging es los, wir konnten ja das NOC besorgen und laut x-mal fragen auch am gleichen Tag weiter fahren. Also früh los in Richtung Amt. Wir wurden auf Tuck-Tucks rumgekarrt zum Amt, welches wie eine Belagerung schwer bewaffnet geschützt wurde.
Eskorte natürlich immer mit Knarren in der Hand. Belujistan ist der aktuelle Wilde Westen.
Im Amt angekommen, sind Katzen durch die Gänge geschlichen. Es hat nach menschlichen Ausscheidungen gerochen und X Leute waren unterwegs. Viele brauchten kein NOC 😀
Es war wie bei Asterix und Obelix mit dem Passierschein A38. Das erste Büro schaute uns an und überall lagen Unterlagen rum in Papierform. Es gab ein riesen Rauchverbotschild – jeder hatte eine Kippe in der Gusche.
Wir durften in ein weiteres Büro. Alle waren neugierig. Jeder, der im Flur vorbeigelaufen war und uns Europäer gesehen hatte, machte kehrt und kam zurück nur um Hallo zu sagen. Anfangs dachten wir, es sei ein wichtiges Büro. Aber dann merkten wir schlicht weg die Neugier der Pakistaner war die gleiche wie im Iran. Aber alle sehr sehr höflich und aufgeschlossen.
Es ging weiter im Trip Trap zwischen warten auf dem Flur und warten im Büro. Dann kamen wir in ein Büro, wo einer am Schreibtisch in der Mitte saß. Also muss es wichtig sein. Dachten wir. Unsere Unterlagen wurden von den Sachbearbeitern natürlich vertauscht. D. h. bei mir waren Kopien vom Sauerländer. Beim Sauerländer waren Kopien von den anderen Deutschen. Der Sachbearbeiter machte uns dafür verantwortlich, dass falsche Kopien bei den personellen Unterlagen waren. Wir konnten für diese Fehler nichts. Er klingelte nach Außen hin. Es kam ein weiterer Bediensteter in den Raum, welcher auf pakistanisch komplett einen Anschiss aller erster Sahne bekommen hatte (er konnte wohl gemerkt auch nichts dafür) und wurde zum kopieren geschickt. Dass man die Unterlagen einfach nur personifiziert erneut sortiert zurecht legt – wäre zu einfach.
Wieder warten auf dem Gang. Die geilste Situation auf dem Gang war schlicht: Slowene und wir zwei alle drei Köpfe nach unten gerichtet, saßen auf drei Stühlen im Flur. Gegenüber saßen in der Hocke zwei Pakistaner. Der eine, „Woher kommt ihr?“ Wir: „Alemannia“ – „Ah, nice to meet you“ Räuspert einen Gaggel hoch und rotzt diesen Quer über den Flur auf den Boden. – Ich bin vor lachen abgebrochen.
Also auf zum nächsten Büro – wieder warten. Passierschein A38. Bitte warten Sie. Gegen 15 Uhr hatten wir letzt endlich dann das NOC und wir konnten Richtung Hotel aufbrechen.
Am Ausgang machten wir erneut auf uns aufmerksam. Eine große Kolonne bildete sich um uns herum und auf einmal war noch mehr Wachpersonal mit Maschinengewehren um uns herum, als er schon. Der Bürgermeister war zu besuch. Es wurden Fotos gemacht. Von oben, unten, mit dem, mit anderen, mit allen Angestellten. Wir wurden zum Abendessen um 23 Uhr eingeladen. Sollten vom Hotel aus eskortiert werden um gemeinsam zu essen. Letztendlich haben wir am Abend dann diese Chance leider nicht wahrgenommen. Die zwei anderen Deutschen sind gefahren, wir sind schlafen gegangen. Vl. geht es endlich am Tag 4 aus Belujistan.
Mensch, du Rhöner auf Reisen… Das sind Zustände – schlimmer als im alten Rom!
Wo bleiben die Fotos mit dem Bürgermeister?
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Kommen keine alleine hatte ich keine Lust und nachdem der Slovene und der Sauerländer schlafen waren … war meine Motivation auch am Ende
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