Ja, nun ging es ziemlich stramm von ursprünglich Kasachstan nach Russland. Mich hat das „alleine Reisen“ eingeholt und ich hatte „nichts“ zu tun. Es war langweilig, wusste nichts mit mir anzufangen, außer das was halt so richtig Bock macht: „MOTORRADFAHREN“. Somit ging es in straffen 4 Tagen knappe 3000 KM nach Wolgograd (ehemals Stalingrad).
Schilder welche Motivation brachten, nur noch 1400 KM bis Moscow, also kann Wolgograd nicht soweit sein 😉
Auf dem Weg zwischen Omsk und Ufa gibt es nicht viele Möglichkeiten zu Campen, wie ich es mir ursprünglich vorgenommen hatte. Es ist viel Sumpfgebiet, überall stehen Birken im Wasser und ich zählte gemäß Navi und Karte die KM immer wieder rückwärts gegen den Tacho, sodass ich nicht in Sprittmangel komme, wie es in Kasachstan häufig passierte. Es kostet einfach unnötige zusätzliche Zeit (in meiner all so beschäftigten Freizeit xD) den Vorgang: a; immer wieder schauen und bangen, dass man weiterkommt und KM gegen Ende des Tankes während der Fahrt zu rechnen, b; absteigen, c; Tankrucksack an einem geeigneten Platz auf dem Motorrad ablegen, d; Kanister lösen vom Koffer, e; den Dreck von der Kappe lösen, sodass man diesen nicht mit in den Tank füllt, f; den Tank öffnen und den richtigen Winkel zu finden, sodass man endlich, g; die Hälfte vom Inhalt einfüllt und die andere Hälfte einfach daneben schüttet, h; und die ersten Schritte wieder Retoure zu machen, um dann letzte endlich weiterfahren zu können.
PS: Das war nicht die Hauptstraße, reine Nebenstraße, um wieder mal Abwechslung zu bekommen vom einöden Geradeausfahren.
Auf der Fahrt wurde mir erst einmal bewusst wie groß und lang das größte Land der Welt ist. Ich war zur Hälfte gekommen, was ich ursprünglich mal als Ziel (Wladiwostok) im Kopf hatte. Mittlerweile ist die Strecke unglaublich sehr gut zu befahren. Gemäß den Reiseberichten, welche mir im Kopf schwebten, eine Himmelspforte als Asphalt. Es geht halt einfach mal 2 – 3 Tausendkilometer gerade aus. Aber kerzengerade, mit einer Schneiße in die Wäldern eingepflügt mit jeweils links und rechts noch Platz, sodass der Wildwuchs (Bäume, Sträucher, Laub, Farne, etc.) in Intervallen weggefräst werden kann. Als ich bei Ufa das südliche Uralgebirge kreuzte, kam mir nur in den Sinn, „ENDLICH WIEDER EUROPA“. – Das mag vl. geografisch stimmen, aber ich hatte keine Ahnung wie sich KM trotz den gefahrenen, sich noch ziehen können. Ich fuhr noch lockere 3 – 4 Tankfüllungen und da erspähte mir dann immer wieder einen Blick auf was Blaues von weiten. Dachte es wäre ein See und wieder ein See und 10 KM wieder ein See. Es war dann die Wolga – Unglaublich wie breit dieser Fluss ist. Wer den Rhein kennt, ist ja an manchen Stellen schon etwas breit, das ganze 3x so viel. An diesem Punkt war ich mir sicher, wenn ich diesen überquert habe, bin ich endlich wirklich geografisch in Europa angekommen. Wikipedia teilte mir später dann mit, dass die Grenze Europa / Asien das Uralgebirge ist und letztendlich auch der Ural als Fluss (Klugscheisserei da immer……)
Das Bild wurde locker 500 Meter entfernt von der Wolga gemacht. Die Brücke über die Wolga wirkte ewig. Vergleich Bosporus Brücke 1560 Meter, Wolgast Brücke 2350 Meter.
Steppenbrand irgendwo zwischen Ufa und Samara, welcher dann nach einer Weile mit Helikoptern bekämpft wurde.
An vielen zentralen Punkten, immer wieder Militärdenkmäler.
Die 2-Rad Kollegen kamen mir auf 2 BMW GS entgegen. Wir trafen uns an einer Tankstelle. Kommen aus Ungarn, sind im Rentenalter und möchten einfach mit dem Motorrad einmal um die Welt fahren. Ich hatte noch nie so schöne blinkende Motorräder auf eine Fernreise gesehen xD Die Maschinen wurden jeden Abend geputzt und poliert und gewachst und getrocknet. Aber bitte kein Sand 😀 – Schönes Image von den Bikes xD
Abendliche Unterkunft in einem Hostel für 5 Euro die Nacht mit bezogenen Betten. Zu diesem Zimmer gibt es eine eigene Storry wie folgend: Abends Nach ca. wieder 12 Stunden Fahrt bei einer Unterkunft angekommen, sind betrunkene auf dem Innenhof zu Gange. Unbeirrt habe ich erst einmal mein Gepäck auf dem Motorrad gelassen und laufe in den ersten Stock des Hostels, um eine Unterkunft zu klären.
Inneneinrichtung sehr einfach, jedoch sind Küche, Dusche, Toiletten und Betten vorhanden – Durchschnaufen, freuen, Antrag ausfüllen und Motorrad Gepäck holen (Laptop, Klamotten, etc.) – Beim Abstieg im Treppenhaus hörte ich schon laute Stimmen, 3 – 4 Personen am Motorrad und russisches Jubel drum herum. Unbeirrt laufe ich zum Motorrad und mache gute Miene und erkläre ein wenig in Handsprache wo ich her komme, wo es hingeht und la li la la, Als es wieder mal auf das Thema Herkunftsland Deutschland kommt, kam bei einem sehr betrunkenen der innere Hass auf. Packte mich in den Schwitzkasten und wir sind im Hof umher gerungen. Sein ebenso betrunkener Freund, eilte mir mit den gleichen Gleichgewichtsstörungen wie sein Freund, zur Hilfe bei. Die Lage beruhigte sich nach 3 Meter hin und her. Ich packte meine Sachen wutentbrannt vom Bock, bin in die Unterkunft, schloss die Zimmertür und wollte nichts mehr hören und sehen vom Tag. Naja duschen wollte/musste ich ja noch……. Also ging ich durch die Gemeinschaftsküche in die Duscheinheit und begann den Säuberungsprozess. Auf dem Weg dorthin, hatte der betrunkene Freund, der unten im Hof mir hilf, gekocht. Fertig, wieder in mein Zimmer, Tür abgeschlossen und auf meinen bislang unbekannten Zimmernachbarn gewartet. Schließlich muss ich ihn ja noch die Tür aufschließen, sonst kommt er nicht rein zum schlafen. Dieser hatte seine Brotzeit säuberlichst auf dem Gemeinschaftstisch gepackt gehabt mit einem Taschenmesser.
Es klopfte. Vorsichtig machte ich die Tür auf. Der Kollege aus der Küche mit einem vollen Teller stand vor der Tür und entschuldigte sich x-mal bei mir für das Verhalten auf dem Hof. Trotz, dass ich x-mal nein sagte, wollte er sich es nicht nehmen lassen, diesen Teller mir zu geben. Stellte diesen auf den Tisch und beim gehen, nahm er das dort liegende Messer im Vorbeilaufen meines Zimmergenossen mit.
Der, ich nenne ihn mal „Würger“ – Der Würger kam und wollte unbedingt sich entschuldigen. Sehr wahrscheinlich von seinem Koch angestachelt. Er ließ es sich nicht nehmen mich zu umarmen und sich somit auf seine Art und Weise bei mir zu entschuldigen. Natürlich habe ich diese Entschuldigung angenommen. Er bewunderte meine Ausrüstung, speziell den Helm. Also zog ich ihm den Helm auf und machte ein Selfie 🙂
Am späten Abend kam mein Zimmergenosse nach Hause. Er war ein sehr großer stattlicher Mann. Wir würden sagen, 2 Meter Peter oder Schrank! Fragte nach seinem Messer und deutete auf mich, ich gab ihm im schlechten russisch verständlich zu machen, dass ich nicht sein Messer habe sondern der Koch, welcher den Teller brachte. Keine Sekunde gewartet, ging er ins Zimmer nebenan und diskutierte mit seinen Landsleuten, wo/wer sein Messer ist/hat. Kam glücklich zurück und umarmte mich. Ich fragte mich nur, was hier los ist und in welches Kino ich gelandet bin. Er meinte immer wieder über google.translate – guter Mann, guter Mann. Ich wollte nur noch schlafen, was ich dann auch kurz danach tat, um am nächsten Morgen um 5 Uhr erneut mich auf die Weiterreise zu begeben.
Hier hatte ich mir in Kasachstan noch etwas Zeit zum Campen und Kochen gegönnt, bevor der Marathon begann.
Die schöne Feuerstelle dazu.
Orthodox-ische Kirche am Straßenrand.
*Anmerkung. Das geilste war einfach, man konnte 1 Std. pro Tag länger fahren, weil ich in der Zeitzone Richtung Europa fuhr, was dann nochmal eine Std. mind. 100 KM mehr ermöglichte, war einfach ein geiles Gefühl 😀
Das ist ein schöner Beitrag. Guter Mann!
LikeGefällt 1 Person
Danke, seit langem wieder Muse zum Bloggen gefunden. Aktuelles Ziel ist, diese Reise abzuschließen und als Archiv dann verfügbar zu machen und Marokko, Thialand in Angriff zu nehmen 😉
LikeLike