Die Grenzgeschichte PK – CN *284km

Am Morgen aufgestanden, ziemlich relaxed erst mal duschen wollen, jedoch war das Wasser der Dusche eiskalt. Also nicht wohlfühlend. Mit unserem Freund John kurz gesprochen, welcher mir dann seine Zimmerdusche angeboten hatte. Gesagt, getan. Wir packten die Bikes, um in Richtung pakistanisch/chinesische Grenze zu fahren. Jedoch gab es noch ein wichtiges To-Do auf der Liste – Attabad Lake

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Der See und seine Geschichte, tolle Bilder und politische Einflüsse. Einfach eine Rückfahrt notwendig. Leider waren wir nur am Nordufer des Sees und sind nicht zur alten Bootsanlegestelle gefahren. Jedoch war die Vorstellung, wie all die Waren und Güter über den See transportiert wurden, recht nah und real. Ein toller Moment an diesem See zu stehen, jedoch leider zu kurz. Wir fuhren also wieder Richtung Norden, Richtung Grenze. Die Gegend wurde schroffer, rauer und man kann sich die Naturgewalten, umzingelt von 6tausend, 7tausend und 8tausend Meter hohen Bergen sehr gut vorstellen.

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An einer Tankstelle angekommen um zu tanken, fragte uns ein Passant, wo wir überhaupt hinwollen. „Klar – zu Grenze, nach China, Warum?“ – Antwort: „Oh, wenn ihr Pech habt, schafft ihr das heute nicht mehr. Die Grenze macht um 11 Uhr zu.“ Wir hatten bereits kurz vor 11 und noch 20, 30 KM zu fahren.

Also, so schnell wie möglich zur Grenze um hoffentlich doch noch unseren Termin mit dem teuren Chinesen wahrnehmen zu können. Die Grenze hatte offen, Zoll war kein Problem, aber „Immigration Exit“, das war das Problem. Keiner da. Es war sehr Nerven aufreibend, mehr als 3 Stunden in Diskussionen und Organisationen verwickelt worden zu sein. Erst war keiner da, dann kam einer, welcher aber uns nicht helfen konnte. Zuständigkeitsproblem. Dann war auch 12 Uhr – Mittagszeit. Der Kollege geht eiskalt raus, und fährt weg. Etwas später kam ein weiterer, welcher meinte, dass man zwar Ausreisen könne, jedoch nicht die Personaldaten registrieren kann. „Warum?!?!?“ – Computer sind offline und derjenige, welcher diese bedienen kann, ist oben am Pass, an der Grenze. Wir waren verzweifelt. John redete mit dem Zoll und erfuhr, dass der Beamte zum Austragen des Passports um die Ecke zu Tisch ist. Erst holten wir diesen, dann sagte der Beamte, wir brauchen den Zuständigen von der Polizeistation nähe Passgrenze. John düste los um den Mann zu organisieren. 25 Minuten später kam er zurück und schüttelte nur mit dem Kopf. Dort ist keiner, keiner zu finden. Es ging drunter und drüber. Die Zeit drängte und eine Aussicht auf Ausreise, schlicht weg nicht vorhanden.

Es kam eine Gruppe von Leuten, welche Zuständig für die Austragung von Pässen waren. Mit einem Zettel in der Hand.

Fazit um das ganze wieder übersichtlich zu gestalten:

Es war keiner da, der Computer bedienen konnte. Ausreise nicht möglich. Letztendlich hatten die Beamten vorher gefragt was wir beruflich sind. Nachdem ich sagte, „Computer Engineer“ wurde das Passwort von den Servern via Telefon erfragt. Wir haben den Server in einem separaten Raum hochgefahren. Uralte Linux Mühlen in einem sehr schlechten Zustand, sie funktionierten aber. Ich durfte die Server Dienste starten, um dann den Client in einem anderen Raum hochzufahren, dass unsere Pässe gescannt werden konnten. – Unfassbar, aber real.

Ausreise ok, wir düsten los, eine letzte Passport Kontrolle 20 KM nach dem Zoll. Wir zahlten eine Gebühr von 8 $ und es ging los – Ab Richtung China, hoch auf ca. 5000 Höhenmeter.

Die Alp quälte sich bis zum Erbrechen. Meter für Meter ging es höher. Geschafft, angekommen:

Ein letztes Selfie mit einem der nettesten Menschen der Welt mit einer AK47 in der Hand und dann hieß es warten, bis der chinesische Zoll uns abholte, um die Einreise nach China einzuleiten. Gesundheitlich: 4x Aspirin Komplex reingeschüttet und mit dem Sauerländer geteilt. Wir hatten Schnappatmung, Schwindelanfälle, Taubheitsgefühle, Desorientierung und kaum Konzentration.

Wir passierten das Tor, es ging über Schnee und trafen am Zoll ein. Wen sahen wir, unsere 4 russischen Biker aus Moscow mit der BMW 1200 GS 😀 GEIL – einfach GEIL.

Dann ging die ganze Scheisse mit China los, im vollen Programm. „We will find EVERY WEAPON and DRUG – IF YOU DONT AGREE OR UNDERSTAND, GO BACK TO PAKISTAN.“ Super Einleitung was?….. Die bislang 4 beschissenste Tagen in Folge wurden eingeleitet. Es wurde alles kontrolliert, alles, jede Tasche, jede Hülle, alles, wir wurden geröngt, gefilzt, „eingeschüchtert“, „angemacht“ und mussten uns die ganze Scheisse Wort wörtlich schlicht über uns ergehen lassen. Taschenmesser, Küchenmesser, Self-Defense KO-Spray, Camping Axt und sonstige Utensilien, welche als „gefährlich“ eingestuft wurden sind weggekommen. Laptops wurden an weiteren IT-Geräten zum Scannen angeschlossen. Chinesische Beleidigungen, Gelächter, Verspottung, Verhöhnung und sonstige Quälereien (In einer geschlossenen Halle Dieseltruck anlassen) etc. pp. In der Nacht waren wir dann letztendlich in Taxkorgan, Tashkorgan auf 3094 Höhenmeter unten angekommen, wo wir wieder in einer Zollstation fuhren. Wir wurden desinfiziert. Die Chinesen rannten mit Desinfektionsmittel um unsere Motorräder und Desinfizierten alles was sich auf dem Bock befand. Wir sollten wieder alles abpacken und die komplette Prozedur von 4 bis 5 Stunden vom Bergpass, im Tal wiederholen. Es war zum KOTZEN. Letztendlich konnten wir uns, nachdem wir x-mal sagten, wir hatten das bereits, davor drücken und den Weg Richtung Hotel einschlagen. Zu Fuß. Mit dem wichtigsten Gepäck „Wertsachen“ in der Hand ging erst 2 KM zu Fuß in Richtung Hotel. Dann waren es nur noch 4 Ampeln, und noch mal nur noch 1 KM…. Wir streikten. John hatte die Schnautze gestrichen voll. Dem Sauerländer ging es überhaupt nicht gut, von der ganzen Totur auf dem Pass, sodass wir solange auf dem Reisebegleiter einredeten, dass uns ein Taxi fuhr.

4 Gedanken zu “Die Grenzgeschichte PK – CN *284km

  1. Jo

    Ich habe, nachdem ich im Africa Twin Forum einen Lesetipp entdeckte, an meinem freien Tag euren kompletten Blog „en bloc“ gelesen, so gefesselt hat er mich. Ich habe mit euch gelitten, mich mit euch gefreut! Vielen Dank für diesen wunderbar authentischen Reiseblog und die fantastischen Bilder! ….ich bleib am Ball … logo!

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