Van – 4 Tage Storry *286 km

Vorab muss ich mich entschuldigen. Die Blog Qualität hat einfach gelitten unter den Umständen 8 Std. zu fahren, keine körperliche Hygiene betrieben zu haben, keine körperlichen Bedürfnisse erledigt zu haben und dann auch noch die ganzen Geschehnisse so einzureihen, dass gerade Sätze raus kommen. Selbst wenn man anfängt zu Schreiben und dann Bilder in dem Blog verarbeiten möchte, kommen 50 andere und bessere Erlebnisse und man muss stets zum Wesentlichen zurückkehren. Weiterhin sind wir aktuell im Iran, wo viele Internetdienste gesperrt sind (VPN, Facebook, WordPress etc…… D. h. da halten wir eig. Kontakt nur mit den Engsten). Aber ich gelobe Besserung (auch durch 4 Augen Prinzip) und wünsche euch viel Spaß:

Tag 1 – Die Parkplatzstorry:

Wir mussten nach Van, um dort das verschickte Carnet de Passage bei einem Abschleppservice entgegenzunehmen.
Auf dem Weg nach Van haben wir noch tolle Bilder einfangen können. Es war wie im Märchenbuch diese Straßen entlang zu fahren. Alle Reiseberichte, Blogs, Bücher, Internetseiten waren vergessen. Die eigene Erfahrung zählte an dieser Stelle. Es ist einfach schier unscheinbar und unglaublich. Diese Eindrücke kann man gar nicht auf den ersten Blick einfangen und verarbeiten. Zumindest geht es mir so. Wir fuhren seit ca. 1000 KM durch eine Landschaft, welche wir nicht gewöhnt sind und Schattenplätze im April gesucht werden mussten. Letzt endlich haben Militärkontrollen seit dem letzten Stopp angefangen, welche aber alle friedlich verliefen. Wir fuhren weiter und weiter. Und dann kam diese Erkenntnis auf – EY SCHAU MAL – DA SIND BÄUME….. Die Täler wurden wieder grün und wir erkannten, dass gewisse Dinge einfach nicht selbstverständlich sind. Diese lernten wir neu zu schätzen und fingen an diese neue, unvertraute, jedoch wundervolle Landschaft zu genießen.

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Unterwegs hielten wir sehr ermüdet an um einen Kaffe und Wachmacher zu suchen. „Do you have a turkish coffee?“ – „yes of course, just come in“ Nun haben wir uns entschieden rein zu gehen und uns etwas zu ermuntern. Leider war der türkische Kaffee nicht so willkommen und gerne gehört. Wir haben im Nachgang verstanden, dass „turkish“ nicht gut drauf zu sprechen sei. Es wurde Nespresso Kaffee aufgebrüht, weil alles besser ist, als turkisch coffee. Vom Fenster aus hielt ein LKW an:
Da alle Kühe rausschauten, wussten wir unsere Bikes sind definitiv gefragt.
Weiter in Richtung Van. Einfach nur toll…… Zu schön um wahr zu sein:

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Dieser Himmel, dieses Schattenspiel. Unglaublich – Einfach nur toll.

Etwas später:
Wir haben in Van zu erst einen Campingplatz aufgesucht, welcher im Navi eingespeichert war. Hier leben sehr einfache, arme Menschen. Ein Haus, keine Fenster. Dieses vl. nur abgedeckt und schwarzer Rauch aus den Schlöten. Ich möchte nicht wissen was hier alles verbrannt wird, definitiv mehr als nur Holz. Die Gassen wurden enger und die Straßen waren zur Abendstunde voll mit kleinen spielenden Kindern. Die Straße führte uns in Richtung See, zuerst noch geteert, dann Schotter, dann Schlamm. Jedoch führte uns diese Straße nicht zu einem Campingplatz. OK Plan B muss her. Wir suchen nun in Van das Backpackerhostel auf, um ggf. Gleichgesinnte zu treffen, Reisende zu finden, Erfahrungen für die künftigen KM auszutauschen. Gesagt getan.

Parkplatzproblem:
Nun ging es los……. hier hatte ich an dieser Stelle das erste mal so richtig die Schnautze voll. Es ging schlicht um parken. Bislang war das Thema ja täglich vorhanden, jedoch nie so umfangreich und schwierig gestaltet. Neben dem Hostel ist ein bewachter Parkplatz. Wir fuhren dort hin, Sauerländer passte auf Mopeds auf und ich organisierte uns die Unterkunft. Nachdem die organisatorischen Themen bzgl. der Nächtigung geklärt waren, erreichte ich den Parkplatz mit vielen Menschen um die Motorräder und mein Reisepartner meinte dazu nur, „lass uns hier weg, wir sind nicht erwünscht“. Äh, ok. „Warum?“ „Keine Ahnung, er hat mir nur mehr als verständlich gemacht, dass wir hier nicht erwünscht sind.“ „OK“ Also, ich wieder rein in das Hostel, drei Stockwerke hoch und den netten jungen Herren von der „Rezeption“ darüber zu informieren und ob es ggf. eine weitere Parkmöglichkeit gäbe. „Yes, of course“ Alles klar, um die Ecke gibt es eine Hoteltiefgarage. Ich wieder runter, komme an und dann trinkt mein Reisepartner Tee in der Parkbude mit den vorigen umstehenden Leuten. Was ist da denn los, das muss man als Europäer erst einmal verarbeiten. Ich war dann auch an einem Punkt angelangt und wollte keinen Tee mehr… schlicht die Mopeds parken, abpacken, aus den Klamotten raus und nicht jetzt hier noch Tee trinken. Jedoch wurde mir auf eine super nette Art und Weise verständlich gemacht, dass das kein türkischer Tee sei, sondern kurdischer, welchen man so einfach nicht ablehnen kann. Also trinken wir Tee. Wir sitzen da und schauen uns an, können nicht parken, trinken aber Tee. Jetzt kann man das Glas auch nicht einfach so weg schütten oder runterschlucken, da die Brühe so heiß ist, dass man sich verbrennen würde. Einer zuckte sein Handy raus und hat uns sehr schöne Sightseeing Punkte von Van und der Region mitgeteilt. Naja, Tee leer, los jetzt auf die Motorräder in die Garage…..
Keine Chance, wir haben Aufsehen erregt und Zack kam ein Nachbar mit seinem Elektroroller an und demonstrierte den anatolischen Fortschritt der Region. Nach viel hin und her, um nicht einfach unhöflich loszufahren, konnten wir letzt endlich den Hobel anschmeißen und uns in Richtung Tiefgarage bewegen.
Wir fuhren runter und wurden direkt beim Eingang mit Hände schütteln empfangen. „Cars ok, Motorbikes NOT“ „Ja geil, ging bei mir schon die Pumpe innerlich los“ Also wieder zurück, wollte den Eingang auch wieder hoch fahren, jedoch Stand dort eine Lady, welche uns vehement diese Auffahrt verweigerte und uns zur „richtigen“ Ausfahrt verwiesen hatte. Diese wollten wir aber nicht nehmen, da wir um den kompletten Block fahren mussten und der Verkehr mich mit den schweren Mopeds in den Wahnsinn trieb. Naja, keine Option, also auf in Richtung Ausgang. In der Seitenstraße vor dem Bordstein eine Absperrung zwischen Hostel und Hotel gefunden. Dort geparkt, während direkt im Parkvorgang ein älterer Herr aus dem Hotel kam und … Ich habe ihn einfach ignoriert und bin direkt zur „Rezeption“ des Hostels, um meinen Reisepass zu holen. Problem: Es gibt auf kurdisch/türkisch (sehr schwer einzuschätzen in dieser Region) kein NEIN. Josef (von der „Rezeption“) war so unglaublich freundlich, ich konnte es mir nicht vorstellen, dass es funktionierte.
Josef war der nette und überaus freundliche Herr des Hostels und verwaltete die Besucher an diesem Abend.
Die Parksituation habe ich Josef auf englisch versucht verständlich zu machen und er erzählte es in seiner Sprache seinen zwei Freunden. Einer flitzte direkt los, alle drei Stockwerke runter, in die Tiefgarage, kam ächzend wieder hochgerannt und mit halb ausgekotzter Lunge auf gebrochenen englisch, „it´s ok, it´s ok, go, go, just go, believe me“. Ich dachte jetzt ist die Verarsche komplett und ich raste hier gleich aus.
Zuerst habe ich versucht klar zu machen, dass ich jetzt beide Reisepässe mitnehmen werde. Wenn es klappt, ok, wenn nicht, wir uns einfach eine weitere Unterkunft suchen würden. Ich wurde sehr ungläubig angeschaut. Das Gefühl innerlich war auch nicht besser. Also drei Stockwerke (das dritte oder vierte Mal) wieder runter, zu den Mopeds. Mit Josef, mit seinem Freund im Anhang, wieder runter in die Tiefgarage. Tatsächlich, wir durften parken.

Ich bin vom Glauben abgefallen. Es waren aber sichere Parkplätze. Unsere zwei Begleiter, hatten bis zum Abpacken der Motorräder auf uns gewartet, um uns mit dem Gepäck zu unterstützen.

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Das Hostel ist einfach eine Empfehlung für jeden Reisenden, welcher unter einfachen Umständen zurecht kommt. International, hilfsbereit (was sich später noch bewahrheitet, im vollem Ausmaße) offen für Neues und Zentral gelegen.

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Völlig erschöpft, trotz nun nicht mal 300 KM sind wir ins Bett gefallen. Es war einfach Schicht im Schacht.

Tag 2 – Kletterburg:
Im Hostel nächtigten noch ein Holländer (Marius Suzuki DRZ400) und ein Australier (Jason Suzuki DR600). Beide haben sich auch an diesem Spot zufällig kennengelernt. Somit ging es dann auf die Burg im alten Stadtkern von Van.

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Die paar KM wollten wir laufen, nach den langen Motorradfahrten. Naja aus ein paar KM, wurden schnell mal ca. 10 KM durch die Mittagssonne und wir waren noch nicht auf der Burg. Oben erschöpft angekommen, suchten wir den Weg nach Unten und wollten abenteuerfreudig eine Abkürzung nehmen……… Super Idee. – Die Idee des Tages…

Also ging der ganze Weg wieder zurück und die Kletterei fing von vorne an. Erschöpft am Eingang angekommen, suchten wir nur noch eine Fahrgelegenheit (Taxi/Einwohner/etc.) welche uns den Fußweg ersparen würde.
PS: So wird in Ostanatolien die Straße sauber gemacht:

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Am Abend, völlig erschöpft von der Tour, wollten wir uns noch einmal was gönnen. Guten Kaffe und zum Schluss eine Pizza haben wir überhalb eines Gewürzladens gefunden:
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Beim Abendspaziergang noch etwas kleines gefunden. Vl. ist das was für den einen oder anderen:

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Tag 3 – Die Paketgeschichte:
Früh um 7:30 Uhr trackte ich das Paket, wow – es ist in Van. Kaum zu glauben. Sauerländer schon in Mopedmontur um eine Rundfahrt um den See zu machen, direkt wieder umgezogen und auf zur abenteuerlichen Jagd nach dem Paket.
Problem: An die Lieferadresse kann nicht geliefert werden, da diese Adresse zwar beim ADAC existierte, jedoch der Firmenname sich geändert hat. Somit irrte das Paket in Van umher und die Trackingdaten waren sehr rar. – Nun kommt die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft von Sedat ins Spiel. Sein Englisch war nicht das Beste, sodass er nicht auf Anhieb das Problem verstand, aber letztendlich war die Kette:

1. Ich lief zu Sedat um ihm das zu erklären und um Hilfe zu bitten.
2. Wir versuchten die Adresse ausfindig zu machen, die es nicht gab.
3. Er rief die Post an.
4. Wir liefen dorthin.
5. Postangestellter rief Postbote an, welcher unterwegs war.
6. Dieser aber an andere Postzentrale liefert.
7. Wir riefen ein Taxi.
8. Fuhren zur Postzentrale.
9. Die hatten das Paket nicht. Erst sollten wir am Tag später wieder kommen. Dann aber:
10. Rief ein unglaublich netter Angestellter, welcher kein Englisch, kein Deutsch jedoch das Problem verstand, den Postboten an.
11. Dieser hat dann auch mit dem Taxifahrer telefoniert, welcher noch auf uns wartete.
12. Der Taxifahrer wollte nich fahren, weil es 5 € extra kosten würde.
13. Dem stimmten wir natürlich zu.
14. Das Taxi fuhr zum mobilen Postangestellten, mit unserem Paket.
15. Erreicht – Einfuhrzoll – Super…… bezahlt ins Taxi eingestiegen, ewig diese Aktion erneut angesprochen, gelacht, unsere Späße draus gemacht und ins Hostel gefahren.
Im Hostel angekommen, direkt alles gepackt, dass es am nächsten Tag los gehen kann.

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Endlich Benzinduft in der Luft.

Ohne Sedat wäre die ganze Aktion nicht zu Stande gekommen. Daher einen herzlichsten Dank an Ihn und den lustigen Postangestellter, welcher den Rat seiner Kollegen (Komme morgen wieder) ignoriert hat.

Am Abend Abschied von der Türkei genommen und uns auf den Iran vorbereitet 😉

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Tag 4 – Auf und davon:
Endlich aufstehen nach dieser langen Durststrecke und den Hobel wieder anschmeißen. Längste Pause bislang. Also packten wir unsere Motorräder, machten Selfies mit dem Tiefgaragenbesitzer und deren Kids und bekamen noch richtig geiles Gebäck:

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Wir beide konnten es kaum erwarten, das schöne Gefühl mit rollenden Rädern unter der Sitzbank aus der Stadt in Richtung Hochgebirge und der Grenze zum Iran zu erleben.

 

Ich hoffe es hat euch gefallen und es ist sprachlich etwas besser geworden. Bitte um Feedback und eure Meinungen, gleich ob positiv oder negativ – freue mich sehr.

 

VG aus dem Iran und gute Fahrt euch

 

9 Gedanken zu “Van – 4 Tage Storry *286 km

  1. Gryvelan

    Hi Max und Holger,
    nur bei Euch muss man zur Zeit Schatten suchen. Heute morgen waren es schlappe 1 Grad. Nun gehts wieder , sind bei 14G angekommen..

    Hatte gedacht, dass du schon eingefahren bist (Knast).
    Dann hat ja die Einfuhr des Rhöner Hopfens doch geklappt……

    Toller Bericht, klasse Bilder — wie immer!
    Ja , freundliche Menschen im Orient. Da wird fast alles möglich gemacht und man fühlt sich im großen und ganzen recht sicher.
    Dann bin ich mal gespannt wie es weitergeht und freue mich auf den nächsten Bericht von Euch.

    Gute Fahrt, nette Begegnungen und viel Glück
    Karin && Michael

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      1. Dennis

        Scheiß auf Pakistan – fahr nach Nordkorea!

        Seit ein paar Tagen der neue Hotspot… siehst nochmal alles, bevor die ganzen Touristen kommen.

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  2. Dennis

    Du alter Rhöner auf Reisen, was soll das heißen: „hoffe […] es ist sprachlich etwas besser geworden“?!

    ➡ Alles super und 🔝 hier! Wie immer ein klasse Bericht.

    Die Pizza sieht lecker aus. Ich nehme mal an, dass die in einem Holzofen zubereitet wurde, in dem „definitiv mehr als nur Holz“ verbrannt wird.

    Mein Auslandsagentenvisum für die UdSSR ist auch seit ein paar Tagen da. Melde dich jederzeit, wenn du in der Region Probleme bekommen solltest; dann hole ich dich raus!

    Ich warte solange auf die Bilder aus dem „Märchenbuch“ mit diesem „Himmel“ und „Schattenspiel“… 📷

    Weiterhin gute Fahrt! 🏍

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  3. Barbara

    Ich hatte Euch schon vermisst. Verloren im Paradies. Es ist sicherlich sehr schwierig, die Eindrücke zu verarbeiten, zu sortieren und dann auch noch zu bloggen. Aber du machst das toll. Liebe Grüsse auch an den Sauerländer und weiterhin gute Reise.

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  4. Wolfgang

    Nachvollziehbar geschrieben 🙂 Was aber meinst du mit: „keine körperliche Hygiene betrieben zu haben, keine körperliche Bedürfnisse erledigt zu haben“ Oder will ich nicht wissen welche körperlichen Bedürfnisse du vernachlässigst?

    Jedenfalls wünsche ich euch eine gute und sichere Weiterfahrt. Und gräme dich nicht: Reiseberichte dauerten früher Jahre! 🙂

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