Sofia – Thessaloniki *456 km

In Sofia noch eine kleine Stadtrundfahrt mit den Mopeds und schön die Schlaglöcher in Richtung Stausee gezählt.

Irgendwie nimmt das Fahrwerk jedes Schlagloch mit und ich kann nicht deuten, was aufsitzt. Jede größere Bodenwelle rappelt unterm Arsch wie Hölle, jedoch durch das hohe Packmaß überhaupt nicht identifizierbar was es sein kann. Vorne? oder Hinten? Ah, also ab Sitzbank rückwärts muss der Fehler vorhanden sein…

Während der Fahrt noch mit Freundin telefoniert, welche einfach einen unbezahlbaren Job macht. Holt Carnet de Passage (wichtig für die Weiterreise in den Iran) bei der Post ab, verschickt noch eBay Krams und tätigt Überweisungen, welche von mir aus teilweise oder nur schwierig möglich sind. Vielen Dank an der Stelle 🙂 Über Bike-Teile dann noch schnell mit Köln telefoniert und einen Original Umlenkhebel organisiert, da bei mir ein Tieferlegungssatz verbaut wurde und dieser zu diesem Fehlverhalten während der Fahrt führt.

Wir nehmen dennoch Reisegeschwindigkeit auf, was ein wahnsinniger Unterschied zur Fahrtgeschwindigkeit ist. Normal mit der XX sind KM auch mal „zügig“ oder „schnell“ machbar. Irgendwie habe ich das Gefühl die TA frisst überhalb 5k und ich erinnere mich an den Spruch meines Kumpel aus dem Biedenkopfkreis „DU BIST DAS REISEN GAR NICHT GEWÖHNT, ihr müsst erst mal das REISEN lernen bevor ihr da rum hetzt wie 2 verrückte“. Ja – er hat recht. Wir tuckern mit 80, 90 den Balkan runter Richtung Griechenland. Die Aussichten durch die Schluchten sind einfach unbezahlbar. Weiß bedeckte Berge in einer sehr sanften, gleichmäßig verdichteten Schneemasse und unten im Tal bei 22 Grad am schwitzen mit Winter-Innenfutter.

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Im Helm Chat direkt mit meinem Reisepartner über Belujistan gesprochen, dass wir 360 KM ohne Tanken überbrücken müssen und wir aktuell noch keine Lösung haben für diese Distanz. Weiter tuckern, 80, 90…. mal 100. Eins, zwei Kisten die mit Friteusenfett fahren müssen, so wie die stinken. Viele Tunnel, viele Bergumfahrungen, sehr langgezogene Schluchten mit Wildwasser. Wir nehmen statt einem Tunnel eine Umfahrung. Ein schönes Gefühl der Rast kommt auf, richtig gemütlich hier:

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Bis dann auf einmal mehrere Aktivitäten aufkommen: zum Moped laufen, Aale Wurst auspacken, Messer in der Hand, Reispartner am Baum erleichtern – was ist das, ein Wolf? Hund? Äh, ich pack mal lieber schnell alles ein. Eingepackt, ok, das Viech ist fett….. kann kein Wildtier sein so fett wie der Oschi hier wackelt. Zeit für ein Foto:

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Er läuft an mir vorbei, läuft Richtung Kollegen am Baum, also rufe ich im eine Warnung zu: EY DA IST EINER – Keine Reaktion, ich lauter, HALLOOO DA KOMMT WAS. Kollege direkt am Baum vor der Wildwasserschlucht, beendet sein Bedürfnis, dreht sich um, relaxter kann man mit der Situation gar nicht umgehen… Ich hätte Luftsprünge gemacht. Alles Izi wie beim Izi Meeting.

Kollege hält an der letzten Tankstelle in Bulgarien an, 2 Tankfüllungen würden ca. bei 13 Liter 25 Euro kosten. Nein wir sind im Reisemodus, wir probieren jetzt aus wie weit wir kommen. – Direkt kann ich das ja nicht messen, Tacho geht ja leider immer noch nicht, weil die Plastikschnecke beim Umbau nicht mitbedacht wurde und fehlt, jedoch keine KM Anzeige und Fahren nur nach Navi bzw. Gefühl. WIR TESTEN DAS JETZT AUS…. ein Kopfnicken, gut wars, weiter gehts. Wir rollen an die Grenze und drüber, von da aus, viel bergab, komplett aus dem Balkan die E75 runter.

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Normal in solchen Fällen Kupplung rein, Gang raus und Rollen lassen, aber der Kollege fährt eine DCT getriebene Maschine, da geht das nicht und ich würde davon rollen und mit der kompletten Furt hinten drauf los karren und weiter jedes Schlagloch zählen. Also Gang drin lassen, Motorbremse und viele KM bergab laufen lassen. Es kommt die Reserve bei ca. 270 KM auf. Wir rollen weiter, Fahrtwind kommt auf, es wird wärmer, Thessaloniki, wir kommen. Oha, naja fast. Bis hin hat es nicht komplett gereicht, bei 330 KM war Schluss im Tank. Voll am Hahn gedreht, den ganzen Dreck aus dem Tank mit in den Versager und schön mal beschleunigt, mal nicht, mal beschleunigt, mal gar nicht bis zum Stillstand. Erst mal 1 L aus der Multikocherfuilflasche reingekippt. Der Tank sah aus……… ist ja nicht rumdrehen rein kippen, nein erstmal rumdrehen alles voll sauen, alles stinkt und dann schlecht gefühlt nur die Hälfte der Flasche in den Tank juckeln. 4 KM weiter war die erste Tanke direkt vor Thessaloniki, Preise wie im alten Rom. Unter 1,50 € geht hier nichts…….

Sieht beschissen aus und fühlt sich auch so an, wenn Reisebusse und LKW´s ohne Not/Seitenstreifen an dir bergauf vorbei rauschen und man zwischen Leitplanke und Moped keinen Meter Platz zum fahrenden Bus auf dem Streifen hat.

Man fühlt Meter für Meter und die Temperaturen sind vom Balkan aus gestiegen. Es ist einfach viel zu schön und zu warm. Sommerlust und -laune kommt auf – Bei uns beiden! Gemerkt durch die Geduld und die Geschwindigkeit meines Reisepartners. Normal frisst er KM für KM und das häufig schneller, aber diesmal…… Ich fuhr Voraus…. möchtest du nicht nachkommen? Nein Nein, fahr du mal, vl. hälst du eh gleich wieder an (Bild von Gegend, Telefonat mit Freundin, Händler, Eltern, Freunde, noch Euro Zone genießen 😀 ) Im Tankrucksack ist mein Handy, aber der Touchdisplay macht sich sehr schlecht durch Handschuh und Tankrucksackfolie, so dass ich für das Wählen kurz anhalten muss und dann erst weiterfahren kann.

ENDLICH THESSALONIKI, Bank, erledigt und direkt festgestellt, dass das Oster Wochenende ansteht. Also noch einmal schön einkaufen fürs lange WE, wir wollen ja schließlich campen. Ja… campen. Tolle Sache…. wenn keiner aufhat. Stehen am ersten Platz, keiner da. Ich organisiere über mein Handy eine Ausweichunterkunft für die Nacht. Englisch ist nicht jedermanns Sache, der Campingwart kam an. Keine Chance. Die Dame über Booking.com vom Apartment, geht so, aber nicht 100 %. Also tuckern wir nach 7 Telefonaten und neuen Ortsbeschreibungen über die Insel, ohne unser Ziel zu erreichen. Das 8. Telefonat hat geklappt. Ein Bekannter hat uns 10 KM weiter eskortiert zur Unterkunft. – Mann sieht das kacke aus hier 😉 :

Völlig verspätet, müde, mit den eingekauften Sachen bereits erwärmt in der Unterkunft angekommen. Es artet in Stress aus, 21:30 Uhr, nichts gekocht, nichts abgepackt, nichts organisiert, kein Blog, keine Dusche, nichts erledigt. So langsam kommt Unwohlsein auf. Mein Reisepartner hat direkt alleine das Kochen angefangen, während ich die Flimmerkiste für den Blog auspacke.

Arbeitsteilung und Kommunikation ist auf jeden Fall eine Sache der Gemeinschaft und wichtiger Bestandteil für eine Harmonie.

Am Folgetag haben wir uns dann einfach kurz vor der erneuten Abreise für einen Ruhetag entschlossen. Es ist zu viel gewesen. Zu viel fahren, zu viel Unwohlsein, zu viel Schlaglöcher, zu viel Gedanken über Fahrwerk während der Fahrt. Ok, das lassen wir mal, heute ist fixen angesagt und wir legen direkt auf dem Parkplatz das Fahrwerk der Transalp auseinander:

ERFOLG: Was ruppelt…. naja wenn man sich die Reifen anschaut, hat es Brocken vom Profil weg geschlagen, da jedes Schlagloch den Reifen gegen die Heckträgeraufnahme gedrückt und sich dieser somit abgerieben hat. Stoßdämpfer auf dem Parkplatz gleich mit in der Mittagshitze ausgebaut und die letzten 4 Gewindegänge härter gestellt. Das waren die Folgen:

Komplett verbrannt, Nacken rot, Arme rot, Alles rot.

ERFOLG: Griffheizung, wieder zum laufen gebracht. War falsch angeschlossen, funktioniert wieder, mal gespannt wie lang 😀

ERFOLG: Zusatzscheinwerfer, diese hatten sich seit Serbien verabschiedet und waren nicht mehr funktionsfähig. Nachdem der Tank ab war, konnte man sehen, dass einfach nur der Stecker zu viel Zug vom Lenken bekommen und sich abgelöst hat. Behoben.

Nun gehen wir zur Belohnung spazieren. Strandbar besichtigen. Naja…… Ostersonntag, Griechenland, NichtSaison, – wir gehen spazieren 😉

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Heute hatten wir mal richtig Zeit und ich hab viel geschrieben. Hoffentlich hat euch das Lesen auch viel Spaß gemacht. Wenn nicht, Anregungen, Ideen, Gedanken: Hinterlasst doch einfach einen Kommentar. Wir freuen uns auf Eure Nachrichten.

Das Schwarze immer nach Unten – Ab Richtung Türkei

7 Gedanken zu “Sofia – Thessaloniki *456 km

  1. Gryvelan

    Hallo Max und Kollega,

    Super Berichte und mit ECHTEN Bildern.
    Macht Spaß deiner Reise zu folgen. So nen Blog mache ich demnächst auch wenn ich mit dem Land Rover ins Sauerland fahre.

    Das mit dem Fahrwerk tut mir leid, viele Probleme und der Reifen sieht nicht gut aus mit den abgerissenen Stollen.
    Das Ding lässt sich aber gut im vorderen Orient verkaufen oder eintauschen. Für die ist der Reifen noch tip top. Würde ich nicht wegwerfen, minimal gegen ein Abendessen und Unterkunft eintauschen.

    Lese immer irgendwas von Plastik… Tachoschnecke….
    Habe keinerlei Ahnung von Krädern, R80GS aus 1987 — nix Plastik……

    Und immer der deutschen Tugend treu bleiben: das geht mal überhaupt nicht, das irgendwas , irgendwie halbwegs funktioniert.
    Muss nicht CH Präzision sein aber immerhin deutsch.
    Warte mal den Iran ab — ab da wird’s fast egal….

    In diesem Sinne, extrem gute Fahrt Euch Beiden !!

    Ps: wie heißt Kollega?
    PS2:heute am frühen Morgen Raketenschlag Trump vs Assad — schön achtgeben…
    Ps3: Land Rover bleibt, aber geht ins Altersheim. Heute MB Sprinter ML—T 580 4×4 probegefahren.
    Ps4: falls ich zolltechnisch irgendwie weiterhelfen kann, dann Mail via Gryvelan.
    Ps5: ich dachte, dass du in BG noch die verlorene Kamera suchst….

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  2. Daniel

    Hammer Mäx!!
    Macht Spaß deine Blogs zu lesen!
    Richtige Mischung aus unterhaltsamen Texten und Bildern! 🙂

    Alles Gute euch weiterhin und gute Fahrt! Rappelt die Kiste jetzt nicht mehr? 😛

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